© FS

Malvines Tagebuch

Quelle: Bea

Malvines Tagebuch - Interview mit dem Inselpastorhund

R: Moin Malvine!
 M: Wuff!
R: Wenn ich recht informiert bin, sind Sie - oder darf ich Du sagen?…
M: Wuff!
R: Ich nehme das mal als ein „ja“. Danke. Wenn ich recht informiert bin, lebst du seit genau einem Jahr auf der Insel. Wie fühlt sich das an?
M: Wuff.
R: Für unsere Leser ist das „Hündisch“, besonders das „Beaglisch“ ist ein seltener Dialekt und wahrscheinlich nicht so geläufig, daher erlaubte ich mir, dass, was du sagt - oder bellst - zu übersetzen. Ist das in Ordnung?
M: Wuff. 
R: Ich nehme das mal als ein „ja“. Wie fühlt sich das Leben auf der Insel an?
 M: Im Grunde nicht viel anders. Mein Herrchen hat jetzt nicht unbedingt mehr Zeit für mich. Aber er fährt seltener weg und so habe ich ein wenig mehr Ruhe in meinem Leben, als vorher. 
R: Ihr ward ja schon zwei Jahre in Carolinensiel zusammen…
M: Wuff - also, das heißt ja. Aber wir kennen uns schon länger. Ich kam 2009 in Bitburg in der Eifel zur Welt. Ich stamme aus gutem Hause und war die 4. von einem Wurf von insgesamt 6. Da ich das jüngste Mädchen war, und damals schon ein wenig kleiner, kam ich an den Futtertrog nicht so gut ran. Meine älteren Brüder waren einfach stärker.
R: Du kennst also die Situation, nicht genug zu fressen zu haben von Kindesbeinen an. 
M: Wuff, Jaul! Ja! Also wenn du mit deiner Fragerei etwas kritisches über mein Herrchen aus mir heraus bekommen willst, können wir das abkürzen: Ja, ich kriege immer nicht genug. Also nicht genug von ihm. Ne, das klingt auch nicht richtig. Mein Napf könnte voller sein. 
R: Hast du das nicht mal mit ihm besprochen, so von Hund zu Herrchen?
M: Na, das kannst du aber glauben. Jeden Tag spreche ich das an. Ich nerve ihn geradezu, aber er lässt sich nicht erweichen. Wobei, das stimmt nicht ganz. Ich habe nämlich etwas herausgefunden. 
R: Oh, was denn?
 M: Wenn er telefoniert mit seinem Handy, dann ist er abgelenkt. Wenn ich ihn dann anbettele, gibt er mir immer schnell etwas. Weil er nicht gestört werden will. 
R: Das ist aber fies. 
 M: Wieso? Ich nehme mir nur das, was mir zusteht.
R: Gibt es Unterschiede zum Leben vorher?
M: Hier auf der Insel sind definitiv die netteren Menschen. Sie haben alle mehr Zeit. Besonders auch die, die mit Hunden unterwegs sind. Ich lerne jeden Tag viele Hunde und Hündinnen kennen. Das ist schon etwas anderes, als wenn man am Festland immer so an den Hunden vorbeigezogen wird, weil einfach kein Platz auf dem Bürgersteig ist, um sich anständig zu beschnüffeln.
R: Was ist das Besondere auf der Insel?
M: Keine Autos! Keine engen Straßen! Kein Teer - der tut im Sommer immer so weh unter den Füßen und im Winter ist es richtig kalt. 

R: Wo würdest du lieber sein, in deinem alten Zuhause am Rhein oder hier auf der Insel?
M: Das spielt für mich keine Rolle. Hauptsache Herrchen ist da. Mir ist das alles recht. 
R: Obwohl er dich so behandelt?
M: Beagle sind besonders duldsam. Außerdem ist er sonst okay.
R: Was gefällt dir an deinem neuen Leben?
M: Hier im Haus hab ich weniger Treppen zu laufen, als noch in Carolinensiel. Da hatte er so eine niedliche Wohnung über drei Etagen. Und er lief den ganzen Tag rauf und runter. Hat ihm vielleicht gut getan, jedenfalls war da sein Bauch noch kleiner… Hier aber bewohnen wir beide nur eine Etage. Wenn Conrad da ist, muss ich halt rauf, der hat sein Zimmer oben. Und wenn Frauchen da ist, dann natürlich auch. Dann freue ich mich immer sehr und weiß gar nicht, wem ich hinter her laufen soll. Dann bin ich den ganzen Tag im Haus unterwegs. Wenn er alleine ist, ist es schon manchmal langweilig. 
R: Nun habt ihr doch oft Besuch. Ist das nicht anstrengend?
M: Für mich nicht. Im Gegenteil, dann ist mehr los im Haus und ich werde öfters mal mitgenommen. Die sind viel nachsichtiger mit meinem Schnüffeltrieb und lassen mich auch mal zwei Minuten an so einem Laternenpfahl riechen. Ich kann die Menschen nicht verstehen, dass die da so achtlos dran vorbei gehen können! Ich erfahre da so viel. Kein Wunder, dass die Menschen manchmal nicht wissen, was los ist. Sie kriegen vieles einfach nicht mit. Und dann wundern sie sich, wenn es nicht klappt. 
R: Wenn was nicht klappt?
 M: Das mit dem Futternachschub oder wer gerade läufig ist. 
R: Das ist für Menschen vielleicht nicht so interessant…
M: Echt nicht? Ich dachte… Naja. Du hast vielleicht recht. Das interessiert euch wirklich nicht. 
R: Einige halten dich immer für einen Welpen. Wie ist das für dich?
 M: In meinem Alter kann man das als Kompliment verstehen. Allerdings bin ich auch ziemlich grau geworden. „Einschläferungsblond“ heißt das bei uns. Weil wir ja nicht so alt werden… 
R: Hundejahre zählen doch siebenfach…
M: Das sind Katzenjahre. Bei Beageln wird das fünffach gerechnet. 
R: Dann bist du also…
 M: Wuff!!! Das Alter einer Dame verrät man nicht. Gerade wenn man schon über 65 ist.
R: Okay. Das sieht man dir aber wirklich nicht an. 
M: Danke, ist schon gut. Ich merke das manchmal schon in den Knochen und Gelenken.
R: Führst du das allein auf das Alter zurück, oder hat das vielleicht auch mit dem rauen Klima auf der Insel zu kämpfen?
M: Naja, die Menschen werden ja sehr alt hier. Warum soll das für Hunde dann schädlich sein?
R: Nun, die Menschen können sich besser schützen. Bei Sturm und Regen, da musst du ja auch raus. Oder hat er ein Mäntelchen für dich?
M: So was würde er nie tun. Und ich nie anziehen! Nein, mein Fell ist mein ganzer Stolz. Ich erneure es permanent! Ich brauche mich also nicht zu waschen, sondern werfe einfach die Haare ab. Ich finde das cool. Er nicht. 
R: Gibt es Konflikte zwischen euch beiden?
M: Ja, schon. Besonders das mit den Haaren, die mir überall ausgehen und die in seiner Wohnung rumfliegen und ihm an der Jacke kleben. Und dass er mich überhaupt nicht versteht. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich zu wenig Futter bekomme?
 R: Ja, man könnte meinen, dass du ganz schön verfressen bist…
 M: Ich verfressen? Sie mich doch an! Ich bin gertenschlank. Ich und verfressen, also bitte…
R: Gibt es noch andere Themen außer Fressen, Schlafen, Arthrose und Spazierengehen? Worüber denkt ein Hund nach, wenn er döst?
M: Ich schreibe an einem Roman. Schon seit längerem. „Hundejahre“ soll er heißen. 
R: Oh, das ist interessant. Worum geht es in dem Buch?
 M: Um mich. Es geht immer nur um mich. Das hängt damit zusammen, dass ich auf vier Pfoten laufe und ganz unten bin. Ich sehe die Welt mit anderen Augen. D.h. ich sehe gar nicht viel von der Welt. Ich sehe nur meine Welt, alles, was um mich herum ist. 
R: Okay, das verstehe ich. Es ist also eine Autobiographie? 
M: Ich sag mal ja, weil ich nicht genau weiß, was das ist. Es geht um verschiedenen Stadien von Hundekot, Fellwechsel im Sommer und Winter und die Frage, wie hoch ich mein Bein heben kann, obwohl ich doch ein Weibchen bin. 
R: Es sind also mehr deine Themen. An welche Leser hast du denn da gedacht? An Hundbesitzer?
M: Zum Beispiel. Für die wäre es gut, wenn sie manchmal ein bisschen mehr begreifen könnten, was uns gerade im Kopf herumgeht. 
R: Scheint ja nicht so viel zu sein…
M: Wuff! Das Gespräch ist damit hier zu Ende. 
R: Ich bedanke mich für das Gespräch.
M: Wo bleibt der versprochene Knochen?
Quelle: FS
Malvine ist eine 13 Jahre alte Beagledame, die ihren eigenen Kopf, oder besser ihre eigenen Nase hat.

Malvines Tagebuch 1 - Aus dem Leben eines Inselhundes

Tag 1
Ich wurde nicht gefragt. Klar, ich werde ja nie gefragt! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie abhängig man von Herrchen oder Frauchen als Hund ist! 
Ich lebe seit neuestem hier auf der Insel. Erst hat mein Herrchen mich mit nach Carolinensiel geholt, da hatten wir eine kleine Wohnung mit drei Etagen. Und eine saublöde Wendeltreppe. Ich sag es euch, am Anfang wurde mir immer schwindelig, wenn ich die hoch oder runter lief. Man gewöhnt sich dran, wie man sich als Hund an alles gewöhnt, gewöhnen muss. Erwähnte ich schon, dass ich nie gefragt werde? 
Früher war da eine ganze Familie um mich herum. Beim Sohn durfte ich im Bett schlafen, bei den andern nicht. Streng verboten! Gut, dann eben nicht. Wir hatten früher  auch einen großen Garten, wo ich frei rumlaufen konnte, ganz ohne Leine! Hier bin ich nur im Haus ohne. Selbst im Garten, im „Pfarrhaus in den Dünen“ bin ich immer angeleint. Ich weiß nicht, wenn ihr mich fragt, aber mich frag ja keiner…

Tag 4
Ich muss aber sagen, dass mir die Idee mit der Insel doch ganz gut gefällt. Hier gibt es eine ganze Menge zu schnuppern! Und vor allem keine stinkenden Autos mehr. Meine Nase ist ja immer in Auspuffhöhe und da ist schon manchmal heftig. Besonders der Golf 4 stinkt fürchterlich. Hier ist das anders. Hier riecht es überall nach Hund! Urlauberhunde, um genau zu sein. Immer wieder neues „Schnuppermaterial“. An jeder Ecke immer ein neuer Pippiduft. Das ist herrlich! Ich liebe den Duft von Rüden, wenn sie mit Dosenfutter gefüttert werden. Ich bekomme immer nur Trockenfutter. Und davon noch nicht mal genug. Ich kann aber hier nicht zu viel über mein Herrchen schreiben, weil der liest das mit, nachher bekomme ich noch weniger Hundefutter… 

Tag 12
Auf der Insel fährt mein Herrchen immer mit dem Fahrrad. Das nervt ein bisschen. Ich bräuchte mehr Zeit zum riechen. Gut, ich bin eine alte Trödeltante, dass muss ich selbstkritisch mal anmerken. Aber der fährt einfach immer weiter. Besonders mit seinem Mielefahrrad! Wenigstens hat das keine Gangschaltung, da geht es dann nicht zu schnell.
Er verlässt oft das Haus und da ich keine Uhr habe, (geschweige denn einen lesen könnte!), ist er gefühlt viel weg. Ich freue mich, wenn er kommt, weil er mir dann meist was zu fressen gibt. Nur leider nie genug. Ich habe halt immer Hunger. „Typisch Beagle“ sagen sie immer. Ist mir egal. Dafür belle ich nicht so laut. Mein Herrschen behauptet, dass ich schnarche. Also mir ist das noch nicht aufgefallen.

Tag 13
Gestern waren wir in der alten Inselkirche. Herrlich! Da riecht es nach Jahrhunderten! Gut, es riecht drinnen wenig nach Hund, aber das ist okay. Ich bin auch gerne in der Neuen Inselkirche, weil ich da frei laufen kann. Auf der Kanzel war schon lange keiner mehr, ich habe extra mal nachgerochen. Am liebsten suche ich unter den Bänken nach eßbarem. Gibt es aber wenig. Warum essen die Menschen da nicht? Da könnten die sich doch wunderbar hinsetzen und krümeln. Und dann könnte ich da den ganzen Tag fressen! Musik finde ich übrigens ganz okay, das nur nebenbei, auch wenn ich sie nicht brauche. 

Tag 18
Am liebsten bin ich draußen. Am Meer war ich noch nicht so oft, das ist schade. Meist nehmen mich da fremde Leute mit. Ich wäre lieber mit meinem Herrchen da, denn der würde sicher mal die Leine los machen. Die anderen trauen sich das nicht, weil ich doch so „nasengesteuert“ bin, wie mein Herrchen immer zu sagen pflegt. Dabei will ich nur den Spuren meiner Kollegen folgen. Ich mag halt Hunde. Meistens. Nur so doofe mag ich nicht, aber das könnt ihr Menschen nicht verstehen. Es gibt einfach welche, die ich nicht riechen kann. Da seid ihr Menschen uns gnadenlos unterlegen. Ich riecht das einfach nicht und dann seid ihr nett zueinander, obwohl ihr euch eigentlich nicht riechen könnt. Und das stimmt dann ja wirklich: ihr könnt euch einfach nicht riechen. Für uns Hunde ist das so einfach: der oder die riecht gut, andere nicht, denen geht man dann aus dem Weg. Ihr Menschen könnt das nicht. Und wundert euch, wenn es Streit gibt. Dabei könnte man das von vorne herein schon wissen, wenn man sich riechen könnte. Aber dafür müsste man manchmal ganz nah ran. Und das macht ihr ja nicht. Seit Corona schon mal gar nicht. Naja, keiner ist perfekt.

Tag 21
Mich kennen schon ganz viele Leute auf der Insel! Das finde ich prima. Auch solche ohne Hunde kennen meinen Namen und sind freundlich zu mir. Das gefällt mir. Ich könnte durchs Dorf laufen und alle würde mich grüßen! Und das nach drei Wochen. Finde ich super. Mir gefällt die Insel.
Manchmal liege ich einfach nur in der Sonne. Das ist herrlich! Das tut mir gut. Ich bin ja schon zwölf Jahre alt, also im gesetzten Alter. Neulich traf ich so einen jungen Hund! Der sprang um mich herum und wollte mit mir spielen. Also echt! An der Leine, mitten auf der Straße! Gut, hier sind wenigstens keine Autos. Die Leinen waren nachher total verheddert. Ich muss dann immer schmunzeln, weil mein Herrchen und die anderen dann immer so um mich herum tanzen, weil sie alles wieder entwirren müssen. Früher war ich auch so. Da sieht man mal wieder, dass man auch als Hund immer noch dazu lernt. Oder ist es nur das Alter? Ich will nicht jammern, hier habe ich viel mehr Auslauf als früher und das tut meinen Knochen gut. In meinem neuen Zuhause habe ich ein Körbchen und eine Hundehütte im Wohnzimmer. Und eine Leine für den Garten. Ich bekomme sogar immer was in den Napf, ich muss nur manchmal ein bisschen betteln. Mein Herrchen habe ich gut im Griff. Meistens. 

Tag 32
Meine alte Heimat vermisse ich ein wenig. Ich hab mich schnell eingewöhnt. Es sind aber auch so nette Hunde hier. Z.B. Sancho Zottelbart, der Pudelmix Elisabeth von Hundheim, die feine Dame, die manchmal ein wenig abweisend ist, dabei ist sie nur ein Straßenmischling, Heino der Dackel mit der zu kurzen Leine und Wanda, der Colli, der immer nach Wurstpelle riecht. Wusstet ihr, dass wir Hunde eigentlich ganz anders heißen? Deswegen hören einige auch so schlecht auf ihre Frauchen und Herrchen, weil sie nicht wissen, wer gemeint ist. Ihr Menschen könntet noch viel von uns lernen! Vor allem, wie man sich anständig begrüßt. Immer so mit Abstand, da kann man den anderen doch gar nicht richtig riechen! Naja, müsst ihr selber wissen. Wir Inselhunde sind jedenfalls gut dran, weil es hier überall so gut riecht: nach Hasenköttel, Taubemist und Pferdeapfel. Und Hundehaufen. Ich weiß, dass ihr Menschen das ekelig findet und alles immer gleich weg macht. Dabei kann man da so viel übereinander erfahren. Ihr müsst statt dessen immer reden. Wir riechen und wissen Bescheid. Wusstet ihr, dass man gut aneinander vorbei reden kann, aber nicht aneinander vorbei riechen? Die Nase ist halt immer offen, die Augen kann man verschließen. Die Ohren auch nicht, aber man kann trotzdem meist gut überhören. Das kann ich übrigens auch gut. Wenn mein Herrchen mich ruft, hab ich manchmal keine Lust, wenn es gerade so gut riecht. Dann überhöre ich ihn. Irgendwann aber komme ich dann doch. Ich bin ja kein Unhund.
Quelle: FS

Malvines Tagebuch 2 - Neues aus dem Leben eines Inselhundes

Tag 45
Ich hatte einen guten Sommer. Das muss ich sagen. Allerdings, ich habe auch ein schlechtes Gedächtnis. Ich kann mir nichts merken. Also, wenn ich einen Hund getroffen habe, beim Spazierengehen und dann treffen wir uns 10 Minuten später wieder, ist das so, als würden wir uns das erste Mal sehen. Ich kann da nichts machen. Ich kann mir das einfach nicht merken! Anderes schon. Wenn mir mal jemand ein Leckerli gegeben hat, dann erinnere ich mich noch nach Jahren an den Geruch von dem demjenigen und freue mich dann wie Bolle, wenn ich den treffe. Egal wann und wo, mir fällt gleich ein, der hatte mir doch mal den kleinen Hundekeks gegeben. Ich kann mich auch an die Orte erinnern, wo ich was bekommen habe. Da muss dann derjenige gar nicht dabei sein. Ist schon verrückt. Ich kann mir also nur Sachen merken, die für mich gut sind. Wobei so Begegnungen doch eigentlich auch… Ich verstehe das nicht. 
Auf der anderen Seite vergesse ich immer, dass mein Herrchen möchte, dass ich vor dem vollen Napf (der aber nie voll ist - das ist ein anderes Thema!), erst drauf warten soll, bis er mir ein Zeichen gibt, bevor ich darüber herfalle. Essen kann man das auch nicht nennen. Ich schlinge. Das kommt von meinen Vorfahren. Und dass ich immer Hunger habe. Aber sonst war der Sommer gut. 

Tag 56 
Mein Gott, warum fährt der immer so schnell? Ich kann das nicht verstehen. Riecht der das denn nicht? Da sind die tollsten Gerüche am Wegesrand und der fährt einfach weiter! Auf beiden Seiten gibt es so viel zu erschnuppern!. Früher war das anders. Die blöden Bürgersteige sind nur einseitig interessant. Da kann man immer nur an den Häuserwänden was finden. Andere Hunde halt. Da hat der gar keine Ahnung von. Interessiert den nicht. Auch nicht, wie andere Menschen riechen. Das kriegt der überhaupt nicht mit. Nur indirekt. Als wäre die Nase verstopft. Gut, meine ist schon ausgeprägt (seine übrigens auch, aber das hat mit dem Riechen nichts zu tun…). Würde er das riechen, was ich rieche, würde der auch langsamer machen. Mensch, schnuppern ist so toll! Was euch Menschen alles entgeht. Schon traurig. 

Tag 62
Gerüche gehen gleich ins Hirn. Da braucht man nicht erst groß denken. Zack, gleich weißt du Bescheid. Wir Hunde unterscheiden auch nicht so sehr in „gute Düfte, schlechte Düfte“, ihr nennt das gleich „Gestank“ und rümpft die Nase. Das ist uns viel zu billig. Wir riechen viel differenzierter! Von Wegen der Mensch ist ein höher entwickeltes Wesen! Auf dem Auge seid ihr total blind. Gut, sehen ist jetzt nicht so meine Stärke. Bei mir ist alles nur in schwarz-weiß. Ich kann dafür Farben riechen! Gut, die riechen meist nicht so gut, zumindest die, die die Menschen verwenden. Das ist doch keine gute Lösung! Okay, jetzt gibt es die mehr auf Wasserbasis. Auch das kann sehr unterschiedlich riechen. Ihr Menschen sauft Wasser und sagt, es schmeckt nach nix. Ihr armen, ihr lauft so dumpf durchs Leben und bekommt nix mit. Naja, kann ja nicht jeder ein Hund sein.

Tag 76
Langsam sollt ich mal mein Fell wechseln. Uh, das mag er gar nicht! Dann haare ich schon ganz gut. Büchelweise kann man mir das rausziehen. Ich sehe dann immer aus, wie ein gerupftes Huhn. Ist trotzdem praktisch. Ich muss nie überlegen, was ich morgens anziehe. Ich sehe immer gut aus und bin passend angezogen. Nur nicht für den Sommer und für den Winter. Da wechsele ich halt das Fell und dann ist das Thema auch wieder durch. Okay, dauert ein paar Wochen. Umziehen geht bei mir nicht so schnell. Dafür brauch ich auch keinen Spiegel und Mode ist mir auch fremd. Warum machen die Menschen das? So ein Aufhebens um ihr Fell? Naja, ich muss nicht alles verstehen. Er könnte mal wieder ein neues Futter kaufen. Das verstehe ich auch nicht. Immer der gleiche Fraß…

Tag 96
Wißt ihr, was ich doof finde? Dass immer wieder Leute zu Besuch kommen und dann sind die wieder weg. Ich freue mich immer, wenn ich die wiedersehe. 
Wenn neue, frische Menschen kommen, brauch ich ein bisschen. Die aber auch. Und wenn ich mich dann an die gewöhnt habe, sind sie wieder weg. Die gehen nämlich mit mir viel schöner Spazieren! Die haben Zeit. Und Verständnis für meine Schnupperei! Er mag das ja gar nicht. Hab ich das schon mal erzählt? Ich weiß immer nicht, was ich schon mal geschrieben habe. Ich hab halt für so was kein Gedächtnis. Hab ich das schon mal erwähnt? Hat nichts mit dem Alter zu tun, war bei mir schon immer so. Aber wenn mir jemand etwas Gutes getan hat, daran kann ich mich super erinnern. Sollten sich die Menschen auch mal merken: Nur an das gute Erinnern, das andere gleich wieder vergessen. Weil, das braucht kein Mensch. Und ein Hund auch nicht. 

Tag 98
Einerseits nennen sie es „Hundewetter“ und dann sagen sie: „Da schickt man doch keinen Hund vor die Tür!“ Watt denn nu? Also ich mag Regen auch nicht. Mein Fell wird naß und irgendwann feuchte ich dann komplett durch. Ich bin dann nass bis auf die Haut. Dann rieche ich schon was strenger als sonst. Ja und das riecht er dann! Und mag es nicht. Dann kommt er immer mit einem Handtuch und rubbelt mich ab. Das mag ich allerdings. Für einen kurzen Moment. Dann ist aber auch gut! Ich lege mich dann in mein Körbchen und lecke den Rest selber trocken. Das kann ich ganz gut. Ich komme ja auch an Stellen, das würde er nie hin kriegen. Ihr müsst dann Handtücher nehmen. Naja, Mensch sein ist auch nicht leicht. 

Tag 100
Jetzt wohnt noch Conrad bei uns. Das ist super! Der nimmt mich immer mal mit. Und bei dem fällt auch mal was runter. Das schnapp ich mir dann gleich. Er ist da viel zu vorsichtig. Ich bin aber auch schnell! Jetzt habe ich zwei Herrchen. Das muss du auch erst mal bringen!
Im Sommer war es ja sonst stellenweise heiß auf der Insel. Aber wenigstens war die Pflasterung nicht so brennend heiß, wie an Land. Teer mag ich gar nicht. Das heizt sich so schrecklich auf, dass ich mir die Pfoten versenge. Das war hier auf der Insel echt besser. Viel besser sogar! Das war ein richtiger Gewinn an Lebensqualität. Denken Menschen meist nicht dran. Aber so eine Pfote ist schon empfindlich. 

Tag 110
Jetzt schreibt er wieder. Sitzt einfach da und starrt in seinen Laptop. Da kann ich machen, was ich will. Ihn anstubsen mit der Nase, Jammer, scharren, kratzen. Nur wenn ich an die Tür gehe und da leicht scharre, dann weiß er, dass ich raus will. Aber ich will gar nicht raus. Ich will seine Aufmerksamkeit! Er soll mit mir mal raus gehen. Sitzt schon wieder viel zu lange vor dem Ding und klappert. Ich verstehe das nicht. Was macht der denn da? Draußen ist das schönste Schnupperwetter, leicht nieselig, da gibt es doch Tausend Gerüche! Und der sitzt auf dem Sofa und tippt sich die Finger wund! Anstatt mich an die Leine zu nehmen. Könnte mich ja auch so einfach mal raus lassen. Gut, dann würde ich schon weit weg laufen. Immer der Nase nach. Ich kann ja nicht so denken, wie die Menschen. Will ich auch gar nicht. Ich würde auch wieder zurück kommen. Versprochen! Aber er lässt mich nicht. Dabei gehe ich auch gerne mit ihm los. Tut ihm auch gut. Mensch, mach mal eine Pause! Hallo?! Er versteht mich einfach nicht…

Tag 111
Wir Hunde haben keine Feiertage. Wir haben auch nie frei. Sauerei! Sag ich da. Ich würde auch gerne mal eine Pause machen. Denn so ein Hundeleben ist auch anstrengend. Immer irgendwo in der Ecke liegen, still sein, nicht auffallen. Dann aber in Null Komma nix hell wach sein und wen wegbellen. Ich komme nie wirklich zur Ruhe. Immer sind meine „Antennen“ ausgefahren. Also meine Nase. Ich rieche das schon drei Tage gegen den Wind, wenn da was kommt, was da nicht hingehört. Oder jemand. Was allerdings aus der anderen Richtung kommt, kann ich nicht riechen. Das entgeht mir. Das könnte ich sehen, aber ich sehe halt nicht so gut. Hören ist okay, aber meine Schlappohren hängen meist über der Muschel, so dass sie nur halbwegs funktionieren. Ich stelle mich aber manchmal auch ein bisschen taub. Wenn ich gerade was tolles in der Nase hab, dann höre ich einfach nix. Ich darf das, ich bin ein Beagle.

Tag 127
Wenn er mit anderen Menschen spricht, ist er immer so unaufmerksam. Da kann ich dann schon mal entwischen. Hab ich neulich wieder geschafft! Ich freue mich dann immer sehr. Darf ich ihm nicht zeigen. Überhaupt, meine Mimik ist begrenzt. Gott sei Dank. Sonst würde er viel mehr mitbekommen, wenn er mich nervt. Ich schaue eigentlich immer gleich. Mein Hundeblick funktioniert besonders gut bei Fremden. Bei ihm allerdings nicht so. Obwohl, neulich habe ich ihn mal wieder bekommen! Wuff! Da war es schon Abend und er lag auf dem Sofa und hat gelesen. Das ist genau die Stimmung, in der ich ihn rumkriege. Erst ein bisschen rankuscheln, dann mal kurz janken. Und schon hat ER mir ein Leckerli geholt. Meist diese blöden Zahnputzstangen. Die haue ich immer gleich weg. Besser wie nix. Aber so ein Knochen, den hatte ich schon lange nicht mehr. Mal sehen, wann er wieder ein Buch liest…

Tag 134
Langweilig. Super langweilig! Gar nix los. Draußen ist zu viel Wetter. Da will er nicht raus und ich auch nicht. Dann schickt er manchmal Conrad. „Könntest du mal mit dem Hund gehen?“ Flötet er dann durchs Haus und Conrad macht das dann. Meistens. Zieht sich eine warm Jacke an und dann geht´s raus. Ich muss mit meinem Fell klar kommen. Der Wechsel ist noch nicht abgeschlossen. Das dauert echt lange. Verrückt, dass man so viele Haare verlieren muss, damit neue wachsen. Hat bei ihm nicht geklappt. Der Fellwechsel ist irgendwie nicht weiter gegangen. Das mit dem verlieren hat geklappt. Aber das Unterfell wollte nicht mehr nachwachsen. Seitdem trägt er Mütze. Oder Kappe. Oder Hut. Auf der Insel hat er immer seinen Elbsegler an. Naja, muss jeder selber wissen. Heute ist Hausputz. Da habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wegen meinen Haaren, die halte überall rumliegen. Aber nur kurz. Weil der Staubsauger so laut ist, dass ich mich verziehen muss. 
Quelle: FS

Malvines Tagebuch 3 Noch Neueres aus dem Leben eines Inselhundes

Tag 142
Der Sommer fehlt mir. Ich sei eine Mimose, sagt ER. Mir ist halt oft kalt. Ihm aber auch! Aber ER kann sich ja eine Jacke überziehen. Ich bleib lieber daheim. Habe ich schon erzählt, dass ich mehrere Plätze im Haus habe, wo ich mich hinlegen kann? ER versucht es mir wenigstens ein wenig gemütlich zu machen. Bei Conrad habe ich sogar ein Körbchen! Das liebe ich. Besonders wenn es ein wenig nach Hund riecht. Manchmal wäscht ER das Kissen. Es dauert dann immer richtig lange, bis es wieder nach „zu Hause“ riecht. Obwohl ER ja eine große Nase hat, kann er nicht gut riechen. Naja, auch ein Herrschen hat Fehler. 

Tag 143
Ich wollte ja noch von meinen anderen Liegeplätzen erzählen. Im Wohnzimmer steht meine Hundehütte. Ja, ich habe ein richtiges Haus im Haus! Rotes Dach, weiße Wände. Wie bei Snopy. Hat ER mir gebaut. Das finde ich zwar ein wenig albern, denn ich bin ja keine Komikfigur, aber was soll ich machen? Drinnen liegt meist eine blaue Decke, die kann ich mir dann zurecht kuscheln.
Erst mochte ich die Hütte überhaupt nicht. Was sollte das? Ich bin doch kein Wachhund! Heute liege ich aber oft drin und träume vom Sommer.  Man kann so schön rausgucken. Drinnen habe ich so was wie eine Privatsspähre. Es ist meist schön warm. Im Sommer war ich viel draußen. Jetzt liege ich meist nur rum. Langweilig… Ich hoffe, dass wieder andere Zeiten kommen. 

Tag 158
Für ein paar Tage hatten wir wieder Besuch. Das ist klasse. Die gehen mit mir dann spazieren. Das mit den Leckerli klappt allerdings meist nicht. Das macht ER immer. Das wäre sein Job, sagt ER. Dann soll er ihn aber auch vernünftig machen! 
Manchmal vergisst ER mir Wasser in den Napf zu tun. Das ist dann echt blöd. Mein Hundeblick nützt bei den Gästen. Die ergreifen dann für mich Partei. Manchmal kaufen sie mir heimlich eine Tüte Leckerli beim Frischemarkt. Das muss ER ja nicht wissen. Immer wenn wir rausgehen, dann bekomme ich was. Ich freue mich, wenn Gäste im Haus sind! Dann bin ich auch nicht so einsam. 

Tag 168
Manchmal fährt ER weg. Ich kann nicht genau sagen, wie lange. Ich kann ja nicht zählen. Und ein Zeitgefühl habe ich, Gott sei Dank, auch nicht. Sonst müsste ich mich wohl ab und an beschweren. Ich wüsste aber nicht wo. Weil ich nicht weiß, wie lange ich alleine bin, kann ich aber nichts machen. Ich habe mit dem großen Hund von gegenüber gesprochen, der so eine tiefe Stimme hat. Wenn der bellt, dann bekommen alle Angst. Er hat mir gesagt, dass er mein Herrschen gerne mal für mich so richtig anbellen würde. Aber ich müsste ihm schon Fakten liefern. Leider kann ich das nicht. Als Hund zieht man den schnell mal den kürzeren Schwanz. 

Tag 172
Langweilig! Mir ist so langweilig! ER ist zwar da, aber immer am Arbeiten. Außerdem ist draußen schlechtes Wetter. Wir mögen beide nicht raus zu gehen. Im Haus gibt es für mich nichts zu schnuppern. Das kenne ich schon alles. Mein Gott, ist mir langweilig…

Tag 173
Kaum ist mal Ruhe, kommt gleich wieder Aufregung. Ich weiß gar nicht, was los ist!? Aber das ist bei mir ja meistens so. Ich habe von den Festen keine Ahnung. Dafür kennen die Menschen die Hundefeiertage nicht. Z.B. Der „Tag der Knochen“. Eigentlich sollte man da als Hund einen großen Knochen geschenkt bekommen. Als Dank für die Treue. Aber mein Herrschen hat da Überhaupt keine Ahnung von. Der verpennt den Tag jedes Jahr. Oder den „Tag des Fellwechsels“. Gut, das kriege ich auch nicht gut hin. Zweimal im Jahr gibt es die große Fellwende. Da geht dann das Fell Büchel-weise aus. Und das Unterfell wächst dann neu. Das bekommt er schon mit! Nur freut er sich nicht mit mir. Von Feiern kann man da nicht die Rede sein. ER schimpft immer, wenn er den Teppich saugen muss. Ich kann da doch auch nichts für.  

Tag 174
Und jetzt ist das Haus voll. ER hat einen Baum im Haus aufgestellt. Was soll das? Ich komme aber gar nicht richtig dran. Ich dachte erst, der ist für mich. Das ich endlich im Haus richtig pinkeln kann. Aber man kommt da gar nicht näher ran. Blöder Baum. Und dann hat er ihn noch mit bunten Kugeln behängt. Schrecklich, wenn ihr mich fragt. Die Kerzen waren dann noch die Steigerung! Alle, die gekommen sind, schienen sich zu freuen. Sie haben den ganzen Abend mit Papier geraschelt. Und sich gegenseitig wohl was mitgebracht. Mir nicht. Mit hat keiner was mitgebracht! Meine Feste vergessen sie und bei ihren Festen vergessen sie mich auch. Dabei hätte ich auch gerne ein Päckchen aufgebissen. Da war eins mit Schokolade dabei. Ich hab´s vorher schon gerochen…

Tag 175
Alle wieder weg. Nur der Baum ist noch da. ER liegt erschossen auf dem Sofa und lässt mich nur kurz raus. Was soll das? Die Menschen verstehe ich nicht. Aber sie mich auch nicht. Als Hund muss man sich anpassen. Das ist wohl mein Schicksal. ER hat mich aber zu sich auf´s Sofa gelassen. Ich habe mich dann zu IHM legen dürfen. Das macht er nur ganz selten. ER hat mir mein Kinn gekrault. Dann ist er eingeschlafen. Ich dann auch. War echt ein schöner Moment…

Tag 182
Mir ist langweilig! IHM scheinbar nicht. Der macht immer was. Dieses blöde Klappergerät! Da stiert ER immer so drauf und tut so, als wäre es ganz wichtig. Dabei passiert da rein gar nix. Ich rieche das ja, dass da nichts passiert. 
Manchmal holt er sich kurz etwas zu essen oder zu trinken aus der Küche. Ich laufe IHM dann immer nach. Das mag er zwar nicht, aber dann fällt am Ende doch was für mich ab. Dann sitzt ER wieder stundenlang da. Manchmal spricht ER mit mir. Doch dann merke ich, er meint gar nicht mich. Sondern er spricht in so ein blödes silbernes Ding. Dabei ist da niemand! Ich kann es ja deutlich riechen. Da ist keiner! Die Menschen sind ganz schön seltsam, wenn ihr mich fragt. Oder vielleicht ist ja auch nur ER so komisch. Das wird es sein. Die anderen scheinen ganz normal zu sein. Naja, sein Herrchen kann man sich ja nicht aussuchen.